So wird aus Leitbildern gelebte Realität

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Organisationsberatung - Potential von Leitbildern

Praktische Strategien, wie du Leitbilder nachhaltig in der Organisation verankerst

Wer kennt das nicht: Im Projektteam wurde ein Leitbild entwickelt und die Agentur (oder der/die PraktikantIn mit dem grafischen Talent) hat es optisch ansprechend aufbereitet. Es wurde präsentiert, per Mail vom Management verschickt und jetzt hängt es - für alle gut sichtbar - an der Wand. Also Leitbildeinführung complete? So einfach ist es leider nicht. Im folgenden beleuchte ich die Voraussetzungen für einen nachhaltigen Leitbildprozess und liefere konkrete Tipps, wie Leitbilder den Sprung aus Workshops und Präsentation hinein in die gelebte Realität schaffen.

Und oft genug erlebe ich, wie Visionen, Missionen, Purpose Statements oder Manifeste ein Schattendasein in Präsentationen von Management und Kommunikationsabteilungen fristen, während die neue strategische Marschrichtung bei den eigentlich Betroffenen entweder gar nicht angekommen ist, nicht verstanden wurde oder schlicht nicht vereinbart wurde, was dieses schillernd-schmissige Statement mit der Lebenswirklichkeit des Teams und der einzelnen Menschen hat.

Das Potential von Leitbildern

Grundsätzlich sind Leitbilder mächtige Tools, um nach innen die Selbstwahrnehmung einer Organisation zu schärfen, ein Wir-Gefühl zu fördern, Identifikation und Motivation zu schaffen. Auch über die Organisationsgrenzen hinaus verbessern sich Image und Glaubwürdigkeit der Organisation ggü. Kunden, Lieferanten, potentiellen BewerberInnen und der Öffentlichkeit.

Gut konzipiert und umgesetzt kann ein Leitbild Bewusstsein, Einstellungen und Verhaltensweisen von Menschen nachhaltig verändern. Ein schlechter Leitbildprozess schafft nur ein kurzes und i.d.R. teures Strohfeuer, dass im besten Fall als Insellösung in einzelnen Köpfen oder Teams weiterlebt, abgeschnitten von der restlichen Organisation.

Die Erfolgshebel

Was sind also die Hebel, die ein Unternehmen in Bewegung setzen kann, damit ein Leitbild ganzheitlich und nachhaltig wirkt und wirklich von allen mitgetragen und gelebt wird? Aus meiner Erfahrung gibt es fünf Erfolgskriterien auf dem Weg zu einem nachhaltig gelebten Leitbild:

1. Betroffene zu aktiv Beteiligten machen
Persönlicher Einfluss und Involvement schafften Identifikation und Engagement. Bestechend logisch eigentlich, aber dennoch oft zu wenig berücksichtigt. Fakt ist auch, dass das eigene Unternehmen von unterschiedlichen Bereichen, Teams und Individuen völlig anders wahrgenommen und bewertet wird. Daher ist es so wichtig, die Breite an Perspektiven in jeden Leitbildprozess zu integrieren: Ein Projektteam sollte unterschiedliche Bereiche, Hierarchien, Biografien repräsentieren bzw. diese mindestens über Umfragen, Interviews oder Beiratformate integrieren.

2. Andockpotential schaffen
Ein Leitbild ist wie ein Kleidungsstück, dass allen Beteiligten passen muss. Die Kunst liegt nun darin, den Brückenschlag zwischen unverwechselbar, konkret und relevant auf der einen Seite und allgemeingültig und tragfähig auf der anderen Seite hinzubekommen. Oft erlebe ich, dass so lange am Leitbild geschliffen wird, bis nur noch beliebig-generische Worthülsen übrigbleiben, die auf so ziemlich jede Organisation zutreffen könnten. Die Idee des Leitens durch ein Leitbild hat sich damit erledigt. Es braucht also einen gemeinsamen Relevanznenner über alle Anspruchsgruppen, der differenzierend über die Grenzen der Organisation hinaus wirkt.

3. Brückenschlag ins operative Business
Da steht das Leitbild nun. Relevanznenner? Check! Differenzierung nach außen? Check! Top, dann ist es ab jetzt ein Selbstläufer, oder? Leider nein, denn es fehlt die Übersetzung ins operative Business. In 1:1 Interviews spreche ich oft mit Mitarbeitenden, die das Corporate Mission Statement wie ein Gedicht auswendig aufsagen können. Auf die Frage, wie dieses Statement auf Teamebene oder individuell mit Leben gefüllt wird, wird es dann sehr, sehr ruhig. Was fehlt, ist die operative Übersetzung, das Herunterbrechen. Nachhaltigen Erfolg bringen nach meiner Erfahrung z.B. Workshop-Sessions, in denen das gemeinsame Verständnis für das Leitbild geschärft wird und konkrete Maßnahmen als Antwort auf die Frage “Was hat das mit uns / mir zu tun?” abgeleitet werden.

4. Keine Angst vor Wiederholungen
Die Evolution hat es so eingerichtet, dass unser Gehirn träge ist und sich schwer damit tut, einmal Gelerntes mit Neuem zu überschreiben. Bekannte Reize sind einfacher zu verarbeiten als unbekannte. Und es ist wissenschaftlich belegt, dass anfangs neutral bewertete Themen allein durch die wiederholte Wahrnehmung positiver beurteilt werden. Daher nicht darauf ausruhen, dass man das Leitbild ja schon bei zwei Gelegenheiten in größerer Runde präsentiert hat, sondern dafür sorgen, dass das Leitbild immer und immer wieder ins Blickfeld aller Beteiligten rückt. Nein, das ist kein Plädoyer für eine stumpfe Endlosschleife, sondern vielmehr eine Anregung, mittels Storytelling das entwickelte Leitbild aus unterschiedlichen Blickwinkeln in allen relevanten Plattform zum Leben zu erwecken.

5. Beta-Version forever
Ein einmal verabschiedetes Leitbild ist nicht in Stein gemeißelt. Denn nur als lebendiges Konstrukt kann ein Leitbild in Zeiten des allgegenwärtigen Wandels seine Leitfunktion ausfüllen. Dynamisch sollte es daher sein, aktuelle Rahmenbedingungen und Einflüsse berücksichtigen, um nichts an Relevanz und Aktualität einzubüßen. Also sind die Beteiligten herzlich eingeladen, sich am Status quo des Leitbilds zu reiben, es zu hinterfragen und zu aktualisieren. Für Leitbilder gilt: Beta-Version forever!

Ein ganzheitliches Konzept und durchdachte Strategien sind das A und O, um aus theoretischen Leitbildern gelebte Realität zu machen.

Unterstützung gewünscht, wie das Leitbild in der Organisation gelebt wird? Oder soll ein Leitbild entwickelt und eingeführt werden?

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