„Die Leute mitnehmen“ entmystifiziert: So führst du nachhaltige Veränderungen
- von Annett Fibian
- Leadership
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„Wir müssen die Leute mitnehmen." Diesen Satz höre ich in Unternehmen noch öfter als „Wir müssen die Synergien besser nutzen", "Wir brauchen da noch mehr Alignment" und „Sorry, wir haben leider Budget": Klingt wichtig, klingt richtig, aber was heißt das eigentlich konkret? Wie nimmt man Menschen mit, sodass sie nicht nur nicken und weitermachen wie bisher, sondern sich tatsächlich in Veränderungen verlieben?
Nach Jahren der Arbeit mit Führungskräften in verschiedenen Organisationen und Branchen ist mir klar geworden: Die wirkungsvollsten Führungskräfte wissen genau, was Menschen in welcher Phase brauchen – und passen ihre Herangehensweise entsprechend an. Und genau hier kommt das folgende Modell ins Spiel.

Stell dir vor, Veränderung wäre eine Reise. Das 4C-Modell ist die Roadmap, die berücksichtigt, was Menschen in jeder Phase des Verstehens und Handelns wirklich brauchen. Vier Etappen, vier verschiedene Ansätze, vier Mal die Chance, Menschen wirklich zu erreichen und mitzunehmen.
Clarity – Von „Häh?“ zu „Alles klar!"
Wir beginnen mit Clarity. „Ich weiß Bescheid.". Das ist das entscheidende erste Verstehen. In dieser Phase geht es darum, alle auf den gleichen Wissensstand zu bringen. Menschen brauchen die Basics: Was passiert? Warum? Wann? Wer ist betroffen? Die wirksamsten Kommunikatoren führen Initiativen ein, liefern grundlegende Informationen zu allen W-Fragen und bringen alle Stakeholder auf denselben Stand.
Die Formate sind hier noch klassisch: Präsentationen, E-Mails, Broadcast-Videos. Da in dieser Phase der Input im Vordergrund steht, braucht es nicht zwingend einen Rückkanal. Es geht erstmal darum, dass überhaupt alle wissen, was Sache ist.
Commitment – Von „Ja, whatever" zu „Let's go!"
Bei Commitment erreichen wir die Phase „Jawoll, ich bin dabei!" Hier wird's interessanter: Jetzt geht es nicht mehr nur ums Wissen, sondern um Wollen. Darum, sich zu identifizieren, Vertrauen zu entwickeln und sich zu motivieren. Effektive Change Manager beantworten Verständnisfragen, sprechen offen über Wünschen und Befürchtungen, setzen und managen Erwartungen und bauen systematisch Identifikation und Akzeptanz auf.
Wichtig: Ohne Dialog geht in dieser Phase gar nichts. Workshops, Q&A-Runden – Menschen brauchen die Möglichkeit, Fragen zu stellen und ihre Bedenken zu äußern. Alignment entsteht nicht durch Einbahnstraßen-Kommunikation.
Capability – von „Das schaff ich nie“ zu „Watch me!“
Die dritte Etappe, Capability, repräsentiert „Ich kann das.“ – jener kritische Moment, in dem aus Wollen echtes Können wird. Hier wechselt der Fokus von der Einstellungsänderung zur Verhaltensänderung. Menschen brauchen jetzt das „How-to", also konkrete Anleitungen zur praktischen Befähigung: Informationen über neue Prozesse und Systeme, praktische Vorbereitung auf die Veränderung.
Die Formate ändern sich radikal: Hands-on Implementierung, Prozessdefinition und -umsetzung, Best Practice Sharing. Es geht nicht mehr ums Reden, sondern ums praktische Lernen und Üben.
Continuity – von ‚Nervt' zu ‚Läuft!'
Schließlich repräsentiert Continuity das „So machen wir das jetzt." – wo neue Verhaltensweisen zu nachhaltigen Gewohnheiten werden. Hier geht es um Unterstützung und Verstärkung: Stakeholder beim Anpassungsprozess begleiten, Vorteile realisieren und sichtbar machen, Dialog fördern und die neue Flughöhe halten.
Die Methoden werden vielfältiger: Erfolgsgeschichten und Daten teilen, die Gültigkeit der Initiative verstärken, Storytelling einsetzen, kontinuierliche Prozessverbesserung. Es ist die Phase, in der aus „dem neuen Zeug" „unser neuer Standard" wird. Der Unterschied zwischen Vergessen und Verändern.
Der Unterschied zwischen Vergessen und Verändern
Dieses Framework ist nicht nur effektiv – es ist der Unterschied zwischen Veränderung, die schneller verschwindet als kostenlose Donuts in der Teeküche, und Transformation, die länger anhält als jener mysteriöse Behälter hinten im Bürokühlschrank.
Die ersten beiden Phasen (Clarity und Commitment) sind der Kommunikationsteil – hier geht es um Köpfe und Herzen, um Verstehen und Wollen. Die letzten beiden Phasen (Capability und Continuity) sind der Handlungsteil – hier geht es um Können und Durchhalten, um Verhaltensänderung und nachhaltige Gewohnheiten.
Die Leute mitnehmen heißt also nicht, sie zu überreden oder zu überzeugen. Es heißt, sie Schritt für Schritt durch alle vier Phasen zu begleiten: vom ersten Verstehen über die echte Überzeugung bis hin zur praktischen Kompetenz und schließlich zur dauerhaften neuen Gewohnheit. Und das ist die wahre Kunst, nachhaltigen Wandel zu führen.
Du steckst mitten im Change – oder planst gerade den nächsten Schritt? Wenn du willst, schauen wir gemeinsam drauf. Melde dich gern.