"Back to work" meets "new now"

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Organisationsberatung - Back to work meets new now

Warum das “zurück” ein entschlossenes “nach vorne” sein sollte und worauf es beim „new now“ der Arbeitswelt ankommt

Homeoffice-Regelungen überall. Aber erstaunlich oft bleiben die vielschichtigen Auswirkungen dieses Wandels auf Arbeitsorganisation und Unternehmenskultur im toten Winkel. Hier mein Plädoyer und Diskussionsvorlage, dass wir diese einmalige Chance nutzen und die Weichen so stellen, dass das Unternehmen handlungs- und zukunftsfähig wird.

Hello, Büro! Welcome back! Wobei „Welcome back!“ wortwörtlich gar nicht passt, denn ein „zurück“ ist eigentlich ausgeschlossen. Es gibt nur ein „vorwärts“ in eine neue andere Arbeitswelt. Und der Weg dorthin wird flankiert von einer Fülle an Herausforderungen:

  • Auftrags-, Umsatz- und Gewinneinbrüche, Kurzarbeit etc. – das hat Auswirkungen auf die Psyche der Mitarbeiter: Gut jede(r) zweite Deutsche fürchtet Jobverlust wegen Corona-Krise. (www.randstad.de/ueber-randstad/presse/unternehmensfuehrung/sorge-vor-jobverlust-wegen-corona/).
  • Sorgen machen sich viele Beschäftigte auch um Abstands- und Hygienestandards am Arbeitsplatz.
  • Es braucht jetzt mehr Regeln am Arbeitsplatz, deren Einhaltung überwacht werden muss, ohne dabei Datenschutz und Arbeitnehmerrechte aus den Angeln zu heben.
  • Mitarbeitende haben das selbstbestimmte Arbeiten von zu Hause aus zu schätzen gelernt und möchten auch weiterhin daran festhalten.
  • Arbeitsweisen und Teamwork haben sich signifikant verändert, sind flexibler geworden, was mit den bürokratischeren Standards kollidiert.
  • Jede(r) hat in den letzten Monaten gewohnte Prozessbahnen verlassen und eine steile Lernkurve hingelegt. Zurück zu alten Routinen ist i.d.R. keine motivierende Perspektive.
  • Nach knapp sechs Monaten Ausnahmezustand fehlt es dem Team an Nähe, Zusammengehörigkeit und Richtung.
  • Durch die Pandemie sind die Subkulturen im Unternehmen weiter vervielfältigt worden und brauchen starke Brückenköpfe.
  • Führungskräfte sind unsicher, wie ihre Rolle zukünftig aussieht und wo sie wie anknüpfen sollen.

Die Liste ließe sich noch weiterführen, doch klar ist:

Das ist nicht die Zeit, um singuläre Tatsachen zu schaffen, die über kurz oder lang Zeit, Motivation und Produktivität rauben, sondern die einmalige Chance, Arbeitsorganisation und Unternehmenskultur neu zu gestalten. Dabei sind Arbeitnehmende ebenso gefragt wie Arbeitgebende, die Weichen so zu stellen, dass das Unternehmen handlungs- und zukunftsfähig wird.

Wie genau soll also eine erfolgreiche Weichenstellung aussehen? Einen Blueprint gibt es leider nicht, denn der jeweils passende Weg ist so individuell wie das Unternehmen selbst. Aber es gibt ein paar Tipps bzw. Regeln, die auf dem Weg ins „new now“ der Arbeitswelt berücksichtigt werden sollten:

Psychologische Sicherheit schaffen

Ein sicherer Arbeitsplatz ist wichtiger denn je – und das auf zwei verschiedenen Bedeutungsebenen:

  1. Gesundheitliche Sicherheit: Abstands- und Hygieneregeln bedeutet massive Einschnitte für Arbeitsweisen und -umfeld. Und in den meisten Unternehmen bekommt der Arbeitsschutz plötzlich eine ganz neue Sichtbarkeit und Bedeutung: Abstands-Apps bzw. -sensoren, Belegungsquoten, Schichtregelungen etc. sind praktische und pragmatische Maßnahmen, um das Miteinander im Büro und in Produktionsstätten zu regeln und der Belegschaft Arbeits- und Infektionssicherheit zu vermitteln.
  2. Wirtschaftliche Sicherheit: Die Wirtschaftskrise hat Auswirkungen auf die Psyche der Mitarbeitenden: Um Schockstarre und Angst keine Chance zu geben, ist ein „People first“-Fokus in der Führung gefragt, inkl. Motivation, offener Kommunikation und Fingerspitzengefühl. Und klare Signale, dass das Unternehmen nach vorn geht und in die Belegschaft investiert, z.B. in Form von Arbeitsplatzflexibilisierung, Weiterbildung und Infrastrukturaufbau.

Arbeitsmodelle flexibilisieren

Ob eine Aufgabe am besten konzentriert allein im Home Office bearbeitet wird, kollaborativ remote via Zoom und Mural oder im Live-Gespräch im Team vor Ort, hängt sowohl von der Art der Aufgabe als auch von der Persönlichkeit der Einzelperson und der Teamkultur ab. Jedem Mitarbeitende sollte – in Abstimmung mit dem Team - freigestellt sein, das passende Modell zu nutzen. Solange das Arbeitsmodell klar, transparent und verbindlich geregelt wird, ist ein Match von Projekt, individuellen Stärken, Teamwork und Arbeitsmodell ein Garant für maximale Leistungsfähigkeit und Erfolg.

Gleichzeitig belegen verschiedene Gallup-Studien, dass flexibel remote arbeitenden Mitarbeitenden häufig nicht klar ist, was ihre Vorgesetzten von ihnen erwarten. Damit die Arbeitsleistung auch den Erwartungen des Unternehmens entspricht, sind Führungskräfte gefragt, Aufgaben, Ziele und Ergebnisse besonders klar und deutlich mit den Mitarbeitenden zu vereinbaren.

Mit Vertrauen und Empathie führen

„Vertrauen ist gut – Kontrolle ist besser“ – dieses Motto haben Generationen von Führungskräften verinnerlicht. Zur erfolgreichen Flexibilisierung der Arbeitswelt trägt es allerdings nicht bei. Trotz zunehmender Automatisierung, Digitalisierung und Mobilität war über Jahrzehnte hinweg die hartnäckige Präsenzkultur eine Festung der Gestrigkeit: Bloße Anwesenheit war lange ein Indikator für Leistung. Mit Covid-19 fand die Präsenzkultur schlagartig ein Ende. Und Überraschung: Es wurden dennoch Ergebnisse produziert.

Genau diese Ergebnisorientierung muss im Sinne von „form follows function“ weiterhin im Vordergrund stehen. Jede Führungskraft sollte dem Team vertrauen und es dabei unterstützen, die Rahmenbedingungen zu schaffen, damit jeder bestmögliche Leistungen erbringen will und kann. Führung muss informelle Systeme und Dynamiken erkennen und verstehen. Wie diese Modelle für jeder Einzelperson, für das Team und das Unternehmen am besten gestaltet werden und wie die individuelle Leistung objektiv definiert und gemessen werden kann, gilt es jetzt gemeinsam herauszuarbeiten und verbindlich zu vereinbaren.

Kommunikation und Vernetzung anregen

Remote zu arbeiten hat viele Vorteile. Nicht dazu gehören menschlicher Kontakt und Vernetzung: Infolge der räumlichen Distanz sind wir einerseits isolierter und kommunizieren andererseits - vermutlich gerade deshalb - mehr denn je. Doch der informelle Austausch am Rande eines Meetings geht ebenso verloren wie der Smalltalk und das spontane Ideenspinnen an der Kaffeemaschine, Zwischentöne und non-verbale Rückmeldungen im Gespräch. Sprich: Die Kommunikation wird komplizierter, weniger ungezwungen und intuitiv. Dabei ist in Krisenzeiten eine schnelle, klare, unkomplizierte und verlässliche Kommunikation im Unternehmen wichtiger denn je.


Außerdem braucht es in vielen Unternehmen Anreize ins Büro zu kommen, denn nüchtern betrachtet, kann vieles remote erledigt und sich der Weg ins Büro in den meisten Fällen gespart werden. Soziale Nähe trotz räumlicher Distanz, Vernetzung und Gemeinschaft sind dafür die richtigen Leitplanken, an denen solche Anreize ausgearbeitet und ausgerichtet werden müssen.

Kollaboration ermöglichen

Der Großteil der Arbeit in Organisationen wird nicht von Einzelpersonen geleistet, sondern von Teams. Die Zusammenarbeit mit anderen beflügelt Menschen zu mehr Produktivität. Je weniger unsere Arbeitsweise aber von physischer Nähe zu unseren KollegInnen geprägt ist, umso wichtiger ist es, sozialen Austausch zu fördern, denn dieser ist unerlässlich für ein positives Arbeitsumfeld, persönliches Wohlbefinden und starkes Wir-Gefühl. Regelmäßige persönliche Treffen, Routinen und Rituale bleiben trotz virtueller Möglichkeiten unverzichtbar, um gemeinsame Ziele, Werte und Regeln im Blickfeld zu behalten.

Die Flexibilisierung der Arbeitswelt entbindet den Mitarbeitenden nicht von seinen sozialen Rollen und Aufgaben als Teammitglied: In den besten Teams hören Menschen einander zu und haben ausgeprägte Antennen für Gefühle und Bedürfnisse anderer. Über fachliche Skills hinaus bleiben also Wertschätzung, Vertrauen, Hilfsbereitschaft, Ehrlichkeit, Offenheit und Empathie der soziale Kitt in Teams.

Kompetenzen fördern

Kompetenz ist die Fähigkeit, auch in unvorhergesehenen Situationen selbstgesteuert angemessen zu handeln. Im Ausnahmezustand der Pandemie haben sich Mitarbeitende vieles in Eigenregie erarbeitet – ad hoc und rasend schnell. Die letzten Monate haben eindrucksvoll bewiesen, dass Agilität und Experimentierfreude zunehmend gegen Erfahrung gewinnen. Stattgefunden hat das Lernen nicht mit aufbereitetem Wissen im Seminarraum, sondern durch eigenes Handeln in unterschiedlichen Situationen am Arbeitsplatz. Lernen und Arbeiten wachsen weiter zusammen.

Und genau da müssen Führungskräfte und Personalentwicklung auch zukünftig ansetzen, um Mitarbeitende bei der Kompetenzentwicklung wirksam unterstützen. Lernende Organisationen investieren aktiv in die Zukunft ihrer Mitarbeitenden und lassen ihnen Freiraum zur Weiterentwicklung D.h. Mitarbeitende entscheiden selbst, welche Angebote ihnen für ihren Lernpfad sinnvoll erscheinen.

Unternehmenskultur updaten

Die Unternehmenskultur umfasst gemeinsame Vorstellungen, wie im Unternehmen gehandelt werden soll, welche Problemlösungsansätze und welches Sozialverhalten richtig sind. Eine Adaption der Arbeitsmodelle lässt sich nicht nachhaltig erfolgreich umsetzen, ohne dass die Unternehmenskultur davon beeinflusst wird. In Zeiten des allgegenwärtigen Wandels ist auch die Unternehmenskultur nicht in Stein gemeißelt, sondern kann nur als lebendiges, dynamisches Konstrukt seine Leitfunktion ausfüllen.

Daher ist jetzt auch die richtige Zeit für einen Boxenstopp, um das Betriebssystem des Unternehmens unter die Lupe zu nehmen und zu aktualisieren. Das „new now“ der Kollaboration braucht eine aktualisierte Unternehmenskultur mitsamt gemeinsamer Sprache, Spielregeln und Werten.

Und nun?

Unterm Strich: Die Auswirkungen der Pandemie auf die Arbeitswelt sind fundamental und vielschichtig. Die gewichtige Frage der Stunde lautet: “Wie wollen wir in Zukunft arbeiten?” Genau jetzt gilt es, die Chance zu nutzen, Arbeitsorganisation und Unternehmenskultur neu zu gestalten, und die Weichen so zu stellen, dass das Unternehmen handlungs- und zukunftsfähig wird. Richtig umgesetzt, führen neue Arbeitsmodelle im Unternehmen zu glücklicheren, motivierteren und produktiveren Mitarbeitenden.

Ich freue mich auf den Austausch zum Thema und unterstütze gern beim Vorwärtsplanen.

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